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Ein Ansatz mit breiter Wirkung

Familienzentrierte Vernetzung hat konkrete, belegbare und nachhaltige Vorteile für Kinder, Familien, Fachpersonen und die ganze Gesellschaft. 

Die Familienzentrierte Vernetzung zeigt Wirkung für Alle.

Der Ansatz der Familienzentrierten Vernetzung bewirkt gesellschaftliche Veränderungen und nützt allen – Kindern, Familien, Fachpersonen und der Gesellschaft im Allgemeinen. Zur besseren Übersicht sind die Vorteile im folgenden Absatz je Zielgruppe gegliedert.


Für Kinder

Mehr Gesundheit und Chancengerechtigkeit

Ziel der Familienzentrierten Vernetzung ist, dass alle Säuglinge und Kleinkinder in einem Umfeld aufwachsen können, das ihre gute Entwicklung fördert. So wird Entwicklungsdefiziten von Kindern beim Schuleintritt entgegengewirkt und die psychische Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen, aber auch deren Eltern gestärkt. Denn die frühe Kindheit beeinflusst die Gesundheit, wie auch die sozialen Chancen, ein Leben lang.


Für Eltern

Passendere Unterstützung

Die ersten Jahre mit einem Kind sind herausfordernd. Für viele Eltern ist es schwierig, Unterstützung bei Erziehung, Gesundheit oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Anspruch zu nehmen – dies aus unterschiedlichen Gründen wie Überforderung, zu wenig Wissen, Scham, Integrationsprobleme, Psychische Erkrankung, Sucht, Häusliche Gewalt, etc. Oft ist es schwer, die passenden Angebote zu finden. Die Familienzentrierte Vernetzung erleichtert den Zugang zu Hilfsangeboten, indem Fachpersonen systematisch nachfragen und vermitteln, wenn sich Belastungssituationen zeigen. Die Familienbegleitung ist die zentrale Ansprechperson für Familien mit komplexen Belastungssituationen und hilft aktiv, grössere Herausforderungen zu bewältigen. Der Ansatz richtet sich nach den Bedürfnissen und der Autonomie der Familien und begegnet ihnen auf Augenhöhe.

 

Beispielcases

Nach der Geburt ihres zweiten Kindes hat Sandra Rust zunehmend mit Erschöpfung, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit zu kämpfen. Bei einem ihrer letzten Besuche bemerkt die Hebamme, dass Sandra übermässig müde und unkonzentriert wirkt, dass sie Schwierigkeiten hat, auf die Bedürfnisse der beiden Kinder einzugehen und sich im Vorzimmer die ungeöffnete Post stapelt. Zudem berichtet Sandra von Problemen mit ihrem Partner. Die Hebamme sieht die Mehrfachbelastung der jungen Familie und vermutet bei der Mutter Anzeichen einer post-partalen Depression. Sie spricht Sandra vorsichtig darauf an und vermittelt Unterstützung durch die Familienbegleitung, die sie aus dem lokalen Netzwerk Frühe Kindheit kennt. Die Familienbegleiterin besucht Sandra und erläutert mit ihr ihre Situation und ihre Bedürfnisse und gemeinsam erarbeiten sie Lösungsmöglichkeiten. Durch die professionelle Unterstützung und die Vermittlung von verschiedenen Unterstützungsangeboten wie eine Familienhilfe für die nächsten Monate, eine Psychotherapie sowie eine Spielgruppe für das ältere Kind Tim wird ein stabiles Hilfsnetz aufgebaut und ein bewältigbarer Alltag für die Familie geschaffen. Nach Monaten intensiver Unterstützung erholt sich die Mutter. Sie findet neue Kraft, kann sich nun gut um die beiden Kinder kümmern und Tim blüht durch die Spielgruppe und die neuen Freunde, die er dort gefunden hat, auf. 

Bei einer routinemässigen Entwicklungskontrolle bemerkt eine Kinderärztin, dass die Familie Abdelhadi, die vor zwei Jahren in die Schweiz geflüchtet ist, Unterstützung braucht. Frau Abdehadi berichtet selbst von gesundheitlichen Problemen und einer Vielzahl von Herausforderungen im Zusammenhang mit ihren drei Kindern. Ihr Mann arbeitet im Schichtbetrieb und muss während dem Tag oft schlafen, was in der engen Wohnung mit den Kindern oft zu Konflikten führt. Die Kinderärztin bietet Frau Abdelhadi an, einen Kontakt zur Familienbegleitung herzustellen, die sie unterstützen könnte. Sie nimmt das Angebot gerne an und die Familienbegleiterin meldet sich wenige Tage später bei Ihr. Danach besucht die Familienbegleiterin die Familie wöchentlich – begleitet von einer Dolmetscherin – und unterstützt die Familie mit praktischer Hilfe, wie bei der Ameldung der beiden jüngeren Kinder in der Kita oder der Suche nach einem Sprachkurs für Frau A. Sie organisiert auch die notwendigen Arzttermine zur Abklärung der gesundheitlichen Probleme von Frau A. und begleitet diese zu den Terminen. Als Sarah ihre regelmässigen Besuche nach einem Jahr reduziert, ist die Familie Abdelhadi in der Lage, viele Alltagssituationen selbstständig zu meistern. Sie hat nicht nur praktische Hilfe erhalten, sondern auch gelernt, wie sie sich in ihrer neuen Heimat zurechtfinden und Unterstützung finden können.


Für Fachpersonen

Entlastung für Fachpersonen bei komplexen Fällen

Bei komplexen und unklaren Fällen bedeutet der Einsatz der Familienbegleitung nicht nur eine vertrauensvolle Unterstützung für die Familien, sondern auch eine Entlastung der involvierten Fachpersonen. Die Fallführung und die Übersicht über die Gesamtsituation werden von der Familienbegleitung geleistet. Dies entlastet das weitere Netzwerk, denn es schafft klare Verantwortungen und ermöglicht einen zielgerichteten fallbezogenen Austausch.


Für Gesellschaft und Wirtschaft

Langfristige Vorteile für Gesellschaft und Wirtschaft

Investitionen in die frühe Kindheit zahlen sich aus: Studien zeigen, dass frühzeitige Unterstützung langfristig Kosten spart und den gesellschaftlichen Nutzen maximiert. Berechnungen des Ökonomen James Heckman belegen, dass jeder investierte Franken einen bis zu 13-fachen gesellschaftlichen Nutzen erzeugen kann – durch bessere Bildungschancen, höhere Erwerbstätigkeit und geringere Folgekosten im Sozialsystem. Denn während der ersten Lebensjahre wird die Grundlage für alle wichtigen Lebenskompetenzen gelegt. Chronischer Stress, wie er durch emotionale Vernachlässigung oder gar Gewalt verursacht wird, kann die Entwicklung in der ersten Lebensphase stärker als in anderen Lebensphasen beeinträchtigen.

Jeder investierte Franken zahlt sich mehrfach aus

Erfahrungen aus der Anwendung der Frühen Hilfen in Deutschland und Österreich zeigen:

  • Langfristig kann das Kosten-Nutzen-Verhältnis sogar 1:16 bis 1:24 betragen.

  • Frühzeitige Unterstützung spart pro gefährdetem Kind 400.000 bis 1 Mio. Euro an Folgekosten.