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Umsetzung – flexibel und in Ergänzung zu Bestehendem

Die Familienzentrierte Vernetzung ist ein flexibler Ansatz, der je nach Situation auf kantonaler, kommunaler oder auch regionaler Ebene aufgebaut und umgesetzt werden kann.

Eine Ergänzung, keine Konkurrenz

Familienzentrierte Vernetzung soll weder bestehende Angebote konkurrenzieren noch vorhandene Strukturen ersetzen. Sie baut auf bestehenden Strukturen auf, koordiniert sie, richtet sie stärker an den Bedürfnissen und Problemlagen von belasteten Familien aus und schliesst bestehende Angebotslücken.

Initiative ergreifen und Impuls geben

Der Impuls zum Aufbau von Familienzentrierter Vernetzung kann zum Beispiel von Entscheidungsträgern auf kantonaler oder kommunaler Ebene ausgehen. Aber auch Fachpersonen, die mit Familien im Kontakt stehen, können einen ersten Schritt zum Aufbau von Familienzentrierter Vernetzung unternehmen und nach und nach Entscheidungsträger ins Boot holen.

Geeignete Ebene bestimmen

Welche Ebene sich für die Organisation der Familienzentrierten Vernetzung eignet, hängt von der Grösse und Bevölkerungs- sowie Angebotsdichte eines Kantons und von den Zuständigkeiten für Angebote im Bereich der frühen Kindheit ab. Im Kanton Uri wird ein Pilotprojekt umgesetzt, bei dem der Einzugsbereich das gesamte Kantonsgebiet ist. Dabei tritt der Kanton Uri gemeinsam mit anderen Organisationen als Träger und treibende Kraft der Familienzentrierten Vernetzung auf.
 

Mehr über das Pilotprojekt
 

In anderen Fällen kann die Familienzentrierte Vernetzung über mehrere kommunale oder auch regionale Netzwerke inklusive Familienbegleitung umgesetzt werden. Ansätze, die sich an den Kernelementen der Familienzentrierten Vernetzung orientieren, sind auf kommunaler Ebene beispielsweise in Aarau und Winterthur zu finden. Die Kantone können dabei unterstützen und die Realisierung oder Erweiterung von existierenden Netzwerken zu einer Familienzentrierten Vernetzung anregen und mittragen.

Beispiele aus der Praxis

In der ganzen Schweiz entstehen Vorhaben zur Frühen Förderung, die eines oder mehrere der Kernelemente der Familienzentrierten Vernetzung umfassen. Hier stellen wir Ihnen einige konkrete Beispiele von Städten/Kantonen vor, welche die Kernelemente der Familienzentrierten Vernetzung verbinden und so eine systematische Früherkennung von Belastungssituationen in Familien sowie deren bedarfsorientierte Unterstützung und Begleitung realisieren.

Die Stadt Aarau hat seit 2019 auf eine Struktur der Familienzentrierten Vernetzung hingearbeitet: Seit 2023 gibt es die Koordinationsstelle Frühe Kindheit, die die Akteure vernetzt, die Anliegen der Säuglinge und Kleinkinder und ihrer Familien vertritt und die Weiterentwicklung des Angebots vorantreibt. Damit verbunden sind Familienlotsinnen tätig, die Familien mit erhöhten Belastungen aufsuchend beraten und begleiten. Darüber hinaus sind Familienzentren als niederschwellige Anlaufstellen für Familien in den Quartieren verankert.

Projekt Frühe Kindheit

Seit 2010 unterstützt die Fachstelle Frühe Förderung in Winterthur werdende Eltern sowie Familien mit Kleinkindern, insbesondere in belastenden Lebenssituationen. Sie bietet kostenlose Beratung, aufsuchende Sozialarbeit, muttersprachliche Begleitung für geflüchtete Familien und vermittelt Subventionen für Spielgruppenplätze. Zudem organisiert sie Veranstaltungen zur besseren Vernetzung von Fachpersonen. Das Angebot ist professionell, vertraulich und niederschwellig zugänglich.

Fachstelle Frühe Förderung Winterthur – Aufsuchend, beratend, vernetzend

GUSTAF – Guter Start ins Familienleben im Kanton Nidwalden unterstützt Familien mit Kleinkindern in belastenden Situationen frühzeitig. Durch die enge und koordinierte Zusammenarbeit von Fachpersonen aus Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereichen werden Eltern in Belastungssituationen bereits während der Schwangerschaft erreicht und bei Bedarf an passende Unterstützungsangebote vermittelt. Die Vernetzung und Qualitätssicherung durch eine Koordinationsstelle des Kantons stärkt die interprofessionelle Zusammenarbeit im Netzwerk Frühe Kindheit und sorgt für eine fortlaufende Entwicklung des Angebots. 

Seit 2023 ist GUSTAF ein dauerhaftes Angebot der Gesundheits- und Sozialdirektion des Kantons Nidwalden.

Guter Start ins Familienleben

Als derzeit einziges Pilotprojekt in der Schweiz verfolgt das Vorhaben «Netzwerk frühe Kindheit» im Kanton Uri explizit den Ansatz der Familienzentrierten Vernetzung. Anfang 2024 startete der Kanton Uri (in Anlehnung an die oben erwähnte Vorstudie) das vierjährige Pilotprojekt, um die Früherkennung und Begleitung belasteter Familien nach dem Vorbild der "Frühen Hilfen" aus Österreich sicherzustellen. Zentral ist dabei die Begleitung der Familien in Form einer Fallführung (Case management). Diese Begleitung geschieht ressourcenorientiert, niederschwellig sowie kostenlos und die Familien werden bei Bedarf zu bestehenden Angeboten zugeführt oder dorthin begleitet. Weitere Schwerpunkte sind die Vernetzung der Urner Akteure im Bereich der frühen Kindheit und der Ausbau ihres Früherkennungspotenzials. Ergebnisse der begleitenden Evaluation werden Ende 2026 vorliegen und auf dieser Website publiziert werden.

Netzwerk frühe Kindheit Uri: Gesundheitsförderung Uri